Sankt Goarshausen

Die Burg, der Kran, die Teufelsorgel. Sankt Goarshausen im Comic, 1972

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Ein belgischer Comic-Zeichner, eine japanische Manga-Heldin und Gothic-Horror-Grusel auf Burg Katz. Yoko Tsuno, eine mutige und kluge junge Japanerin, will einen Mord aufklären und gerät dabei natürlich selbst in Gefahr. Die Geschichte Yoko Tsuno – Die Orgel des Teufels beginnt auf einem Ausflugsschiff der Köln-Düsseldorfer, also mit bekannten touristischen Bildern aus dem schönen Mittelrheintal, führt dann nach Sankt Goar und schließlich auf die Burg Katz. Landschaft und Stadtpanoramen sind orginalgetreu gezeichnet.

„Bei der Vorbereitung zu meiner Geschichte reiste ich nach Deutschland und fand in Sankt Goarshausen die ideale Kulisse“

Das romantische Rheintal muss Roger Leloup schon in den 1960er Jahren mächtig fasziniert haben. Er bereiste unsere Gegend, um sie zum Schauplatz seiner Geschichten zu machen. Er schaffte es, für seine Recherchen Zutritt zur Burg Katz zu bekommen, die schon damals nicht öffentlich zugänglich war. 1972 erschien L´Orgue du diable als eine der ersten Folgen der Abenteuer von Yoko Tsuno.

Die deutsche Ausgabe ist inzwischen vergriffen, aber im Sammelband Yoko Tsuno Die deutschen Abenteuer (Carlsen Verlag) ist Die Orgel des Teufels enthalten, ergänzt durch eine kleine Dokumentation über ihre Entstehung. Leloup hat auf seiner Recherche-Reise die Altstadt fotografiert, der Häusener Kran war damals noch in Betrieb.

Nico Melchior vom Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal hat mich auf diesen tollen Mittelrhein-Comic aufmerksam gemacht, bei einer der Besprechungen über die Zukunkt des inzwischen denkmalgeschützten Häusener Krans.

Roger Leloup ist übrigens noch immer kreativ und hat inzwischen 27 Yoko-Tsuno-Abenteuer gezeichnet und veröffentlich. Die taffe Heldin altert nicht und ist sogar ins Rheintal zurückgekehrt. Der 28. Yoko-Tsuno-Comic Le Temple des immortels soll im Juni erscheinen. Er spielt auf Burg Rheinstein!

Hier sehen wir den Zeichner vor Burg Katz, vermutlich in den 1970er Jahren.

Yoko Tsuno auf Wikipedia

Altbausanierung

Altbausanierung

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… war das ursprüngliche Thema dieses Blogs. Im Sommer 2013 habe ich begonnen, mein Haus in Sankt Goarshausen am Rhein zu sanieren. (Hier einer der ersten Beiträge zu diesem Thema.) Von Anfang an waren Ökologie und Denkmalschutz dabei wichtige Aspekte. Planung und Erfahrungen habe ich in dieser ersten Bauphase ausführlich beschrieben. Die Blog-Beiträge zu diesem Thema werden von anderen Altbau-Fans noch immer häufig (z.B. über Google) aufgerufen. Wer sich vor allem für die Sanierung interessiert, findet unter der Kategorie Altbausanierung alle meine Berichte zu Themen wie Dämmung, Heizung, Dachausbau und so weiter.
In der Stichwortliste (ganz unten auf der Seite) sind die Bauthemen nach Stichworten wie Innendämmung, Schieferdeckung, Wandheizung, etc. auffindbar.

Baublog ruht

Obwohl die Sanierung noch nicht abgeschlossen ist, führe ich den Baublog zur Zeit nicht weiter. Dafür gibt es mehrere Gründe. Das Haus ist schon längst nicht mehr die mehr oder weniger öffentliche Baustelle, das einsehbare Experimentierfeld, sondern inzwischen für mich ein persönlicher Rückzugsort. Ich mag nicht mehr so freizügig Einblicke geben wie zu Anfang dieses Projekts.
Das lange Schweigen hier lag aber auch daran, dass ich zwar gerne öffentlich lobe und gute Dinge weiterempfehle, mir öffentlichen Tadel aber verkneife – weil im Ort gleich jeder weiß, welcher Handwerker der Urheber war. Und das hier ist kein öffentlicher Pranger. Anders als beabsichtigt, habe ich also kaum darüber berichtet, was falsch gelaufen ist. Letztlich war es wie auf (fast) jeder Baustelle: einige Dinge stellten sich als komplizierter heraus als vorhersehbar war. Dann wird es teurer, und das Geld fehlt an anderer Stelle. Fehler müssen analysiert und behoben werden. Auch das verlangsamt den Baufortschritt.

Zwischenergebnisse

Einige Maßnahmen haben sich schon bewährt, etwa die Innendämmung, auch wenn sie aus kleinen Räumen noch kleinere Räume gemacht hat. In denen ist es dafür auch jetzt im Winter sehr behaglich.
Auch die selbst gemischte Wandfarbe würde ich jederzeit wieder einer fertig gekauften Dispersionsfarbe vorziehen.

Altbausanierung

Dielen shabby – die ganze Wahrheit

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Der Beitrag zum Thema Shabby Chic ist seit Monaten einer der beliebtesten auf meinem Blog. Offenbar suchen viele über Google nach dem Begriff, weil shabby gerade so angesagt ist.

Handwerker fügt neue Weichholzleisten in alten Dielenboden ein.

Die Dielen vor dem Abschleifen. Dieser Zustand inspirierte mich zu der Betrachtung über Shabby chic. Aber so interessant diese Dielen auch aussahen – so konnten sie unmöglich bleiben.

So „schäbig“ wie die Dielen damals noch waren, sind sie natürlich nicht mehr. Und die shabby-Fans muss ich enttäuschen: Es ist so gut wie unmöglich, diesen urigen Look zu konservieren oder zu reproduzieren.

Dose mit der Aufschrift Leinos Holzlasur

Weiße Holzlasur für den Innenbereich – aber ausdrücklich nicht für Fußböden geeignet. Ich habe es trotzdem ausprobiert.

Denn weiße Pigmente wie man sie auf Holzmöbel aufbringen kann, halten auf einem Fußboden offenbar nicht.
Obwohl ich kein Shabby-Fan bin, habe ich versucht, die Dielen mit weißen Pigmenten zu lasieren. Ich wollte vermeiden, dass sie nach dem Abschleifen auf den tyischen Honigton nachdunkeln. Bei den Deckenbalken in unserem Neubau hat das mit weißer Lasur gut geklappt.

Aber ein Fußboden wird offenbar zu stark beansprucht, als dass eine solche Pigmentierung auf die Dauer halten würde. Ich habe das Hartöl mit weißer Lasur vermischt, aber beim Polieren wird ein großer Teil davon schon runtergewischt.
Das Ergebnis sieht jetzt so aus:

Kieferndielen mit dunklen Stellen und Rissen.

Ich wollte keinen Boden „wie neu“ und habe deshalb nicht versucht, die Zeichen der Zeit konsequent zu tilgen. Das Ergebnis: ganz schön „shabby“. Früher hätte man vielleicht gesagt: rustikal.

Bevor es Schleifmaschinen gab, wurden die Fußböden mit der Klinge oder mit Glasscherben abgezogen (Beitragsbild ganz oben: Gemälde von Gustave Caillebotte auf Wikimedia Commons).
In dem kleinen Zimmer habe ich es selbst so gemacht. Sehr mühsam! Für das größere Zimmer habe ich dann eine Schleifmaschine ausgeliehen.

Heller Dielenboden, unregelmäßig, mit Aststellen und

Die Dielen im größeren der beiden Schlafzimmer. Auch sie sind noch hinreichend rustikal. Da es mein erster Versuch mit einer großen Schleifmaschine war, gebe ich mich damit zufrieden.

Ich bin noch immer stolz auf die breiten alten Dielen. Ich habe versucht, ein bisschen von dem alten Charakter zu erhalten – auch, wenn sie so natürlich nie ausgesehen haben, sondern vermutlich dunkelrotbraun lackiert waren. Jetzt sind sie eben sehr „holzig“ und ich werde vorsichtshalber nicht in feinen Socken oder Nylonstrümpfen drauf gehen. Denn das könnte Laufmaschen gaben.

Persönlich

Blog-Wende statt Blog-Ende

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Grausames Experiment: Was passiert mit einem Blog, das man nicht mehr füttert, sondern sich selbst überlässt, in den unendlichen Weiten des Netzes? Ich fühlte mich in den letzten drei Monaten wie eine Rabenmutter, die ihr Kind dem Verhungern preisgibt. Doch der Blick in meine Blog-Statistik tröstet: Immer wieder haben Menschen hier vorbeigeschaut, die meisten auf der Suche nach Haussanierungs-Tipps. Es waren die Altbau-Fans, die über die Durststrecke hinweg das Blog am Leben erhalten haben, während die Bloggerin (also ich) in Gedanken und Taten auf ganz anderen Feldern unterwegs war und die Haussanierung mit nicht einmal halber Kraft voran brachte. Zwei Zimmer und Bad im ersten Stock sind nun fast fertig, immerhin.

Doch nicht nur ich habe das Haus verändert, sondern die Haussanierung und das Blog auch mich, meine Rolle in der Stadt Sankt Goarshausen und sogar meine berufliches Selbstverständnis. Es ist unmöglich, hier sämtliche Gründe aufzudröseln, die zu der bevorstehenden Veränderung geführt haben. Deshalb nur ein kurzer Rückblick, aus dem klar werden sollte, warum das Blog und das Hausprojekt heute so anders laufen als anfangs gedacht.

Plötzlich politisch

Als ich vor gut zweieinhalb Jahren dieses Weblog begann, war ich auf der Suche nach Abenteuer, Expansion und Schönheit. Das Haus mit dem atemberaubenden Ausblick auf den Rhein und die Loreley war da genau das Richtige. Doch ein Haus und erst recht ein Reihenhaus kann man nicht nur isoliert betrachten. Und so machte ich mir bald Gedanken über das Umfeld, die Nachbarschaft, die Industriebrache in Sichtweite, die Wirtschaftskraft des Ortes und den schlechten Zustand vieler anderer Häuser.
Über diese Themen habe ich mit den Nachbarn gesprochen, dann mit Stadtratsmitgliedern und anderen Engagierten. Und das führte mich – zwangsläufig, wie mir schien – in die Lokalpolitik.
Das Blog aber blieb von politischen Themen frei. Ich wollte keineswegs das mir entgegengebrachte Vertrauen aufs Spiel setzen und als Plaudertasche die Vorurteile bestätigen, die es ohnehin gegen Journalisten gibt.
Außerdem findet das Blog ja – siehe oben – bei Altbaufans und Haussanierern sein Publikum.

Sinnvolle Beschränkung oder Schere im Kopf?

Allerding spricht auch einiges gegen die freiwillige Selbstbeschränkung. Das Blog verliert, wenn ich die Themen, die mich am stärksten beschäftigen, unter Verschluss halte. Der Blogtitel und die ersten Beiträge zeigen, dass das Blog sich ursprünglich keineswegs auf Häuser und erst recht nicht auf ein Haus beschränken sollte.
Außerdem, die wichtigsten Entscheidungen im Prozess dieser Haussanierung sind getroffen und größtenteils umgesetzt. Dachausbau, Grundrissänderung, Dämmung, Lüftung, Heizung, Putz, diese Themen habe ich erörtert, meine Entscheidungen und Erfahrungen dazu jeweils in Wort und Bild dokumentiert und viel Feedback bekommen.
Unterdessen hat die starke Migration die politische Lage in Deutschland und Europa grundlegend verändert. Die demografische Entwicklung, die noch vor anderthalb Jahren Städten wie dieser den Garaus zu machen drohte, muss nun völlig neu berechnet werden. Neue Chancen und Aufgaben erwachsen daraus. Und deshalb: so unpolitisch, nur über das Häuschen zu berichten, muss dieses Blog nicht sein.

Das Haus bleibt weiterhin Thema, aber ich werde mir mehr Freiheit gönnen, auch über andere Themen zu schreiben. Es wird politischer und sicher auch persönlicher.
In viereinhalb Tagen beginnt ein neues Jahr. Der ideale Zeitpunkt, etwas Neues zu beginnen. Aber vielleicht geht es sogar schneller. Deshalb wünsche ich jetzt noch nicht „Guten Rutsch“.

Maschinenetelegraf, ein historisches Instrument der Schifffahrt

Das Beitragsbild

zeigt einen Maschinentelegrafen. Ich habe es im Museum der Deutschen Binnenschifffahrt in Duisburg aufgenommen.
Mit dem Maschinentelegrafen wurden die Kommandos („Volle Kraft voraus!“, etc.) von der Kommandobrücke in den Maschinenraum übertragen und dort, wenn alles glattging, ausgeführt. Hier steht der Zeiger auf „halbe Kraft voraus“. Das ist aber nicht das Motto für das kommende Jahr.

Altbausanierung Gestaltung

Den Quark an die Wand

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nein, nicht „nageln“, wie den Pudding, sondern streichen. Denn auf den mühevoll erkämpften diffusionsoffenen Kalkputz soll jetzt natürlich nicht die übliche Dispersionsfarbe, sondern ein ebenfalls „offener“ Anstrich. Nachdem also jahrzehntelang Alpina weiß zu meinem Heimwerkerinnen-Dasein gehörte, wie der Fischerdübel und der Bosch-Schlagbohrer, wage ich jetzt mal etwas Neues (eigentlich sehr Altes). Im Netz fand ich ausführliche Diskussionen über die besten Rezepte für Kalk-Kaseinfarbe. Ich habe mich für das einfachste entschieden, ohne Öl und Ei und ohne den Kalk vorher monatelang sumpfen zu lassen.

Eiweiß und Kalk – so gesund!

Meine Farbe besteht nur aus Magerquark, Weißkalkhydrat und Wasser. Das Rezept von Georg Böttcher habe ich auf fachwerk.de gefunden.

Rezept für Kalk-Kaseinfarbe

Ich habe für den ersten Testlauf zwei Packungen Magerquark und die doppelte Menge Weißkalkhydrat mit Wasser angerührt. Diese Menge reichte für etwa 12 Quadratmeter. Viele Rezepte ordnen eine mehrstündige oder sogar mehrtägige Wartezeit an, aber ich habe schon nach einer halben Stunde mit dem Streichen begonnen. Das kleine Zimmer nach hinten raus erscheint mir für solche Experimente geeignet. Da habe ich auch meine ersten Erfahrungen beim Dielen Abschleifen gesammelt.

Papiersack mit Aufschrift Ca (OH)2 25 Kilo

Der Sack Weißkalkhydrat kostete im Baumarkt in Nastätten 11 Euro. Die Menge dürfte ausreichen, um sämtliche Räume zu streichen.

Verbürgt ist, dass Kalk-Kasein auf Lehm- und Kalkputz hält. Alles andere sollte man wohl erst testen. Besonders spannend ist, ob diese Öko-Farbe an den Zimmerdecken halten wird. Die sind nämlich nicht mit Kalkputz, sondern mit einer Spachtelmasse auf Gips-Kunststoff-Basis verputzt.

Solange sie nass ist, deckt die Farbe so gut wie gar nicht, deshalb ist es unmöglich, das Ergebnis gleich zu beurteilen. Nach einem Tag fand ich die Deckkraft akzeptabel, aber ein Anstrich reicht nicht aus. Ich werde also die Decke nochmal streichen. Die nächste Stufe des Experiments wird dann sein, die Kalk-Kaseinfarbe mit Pigmenten zu färben, denn die Zimmerwände sollen einen sonnigen Anstrich bekommen.
Fotos von der weißen Decke sind übrigens nicht aussagekräftig. Wenn die Wände fertig sind, versuche ich, das Ergebnis im Bild zu zeigen. Aber nur, wenn es schön geworden ist. 😉

Sankt Goarshausen

Wir werden bunter

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„Eigentlich haben wir ein Sommermärchen der Humanität, der Hilfsbereitschaft“

sagte der Journalist Wolfram Weimer in der Talkshow Maybrit Illner. Das „Aber“ folgte kaum einen Atemzug später. Doch bevor ich zu dem Aber komme, erstmal ein paar Fotos davon, wie das „Sommermärchen“ in Sankt Goarshausen aussah.
Es hatte seinen Vorspann im Februar, als wir die ersten und Kennenlern-Nachmittage im Alten Rathaus organisierten.

Junge Afrikaner mit Einheimischen an einer Kaffeetafel.

Erstes Kennenlernen. Kaffee- und Spiele-Nachmittag im Februar. Damals sprachen unsere Neuen noch fast kein Deutsch.

Andernorts haben sich Dorf- oder Heimatvereine der Flüchtlinge angenommen, in Sankt Goarshausen sind es lose vernetzte Einzelinitiativen. Teils aus den Kirchengemeinden, einige aus dem SPD-Ortsverein, überwiegend aber Einzelpersonen, die selbst entscheiden, wie sie sich einbringen. So wie Wolfgang Menges, der einmal wöchentlich seine Werkstatt für alle Flüchtlinge mit Fahrrad- (und neuerdings auch Kinderwagen-)problemen öffnet. Andere helfen bei der Wohnungssuche oder bieten Mitfahrgelegenheit in die Kreisstadt, wenn einer der Flüchtlinge dort aufs Amt muss. Auch ich bin unversehens zur ehrenamtlichen Flüchtlingshelferin geworden.

 

Wichtig für die Flüchtlingshilfe ist, dass Räume vorhanden sind, wo sich Flüchtlinge, Flüchtlinge und Helfende, Flüchtlinge und Lehrer, treffen können. Die katholische Kirche stellt einen Raum mit Computern und Teeküche zur Verfügung, ein ordentliches Internetcafé. Die evangelische Kirchengemeinde öffnet ihren Gemeinderaum zweimal wöchentlich für den Sprachunterricht, der von der VHS ausnahmsweise hier vor Ort abgehalten wird, damit die Schüler keine langen Wege zurücklegen müssen.
Die meisten Flüchtlinge bei uns sind zwischen 20 und 30 Jahre alt. Viele sitzen seit über einem Jahr herum und warten. Wir nutzen die Zeit, um Grundlegendes zu klären und Orientierung zu geben.

Unterricht im Computerraum des Wilhelm-Hofmann-Gymnasiums-

Das Wilhelm-Hofmann-Gymnasium stellt für den ehrenamtlich erteilten Unterricht seinen Computerraum zur Verfügung. Foto: Eleonore Jost

Ich habe beim Wilhelm-Hofmann-Gymnasium angefragt, ob wir dort den Computerraum nutzen und eine Einführung in Microsoft-Programme geben dürfen, denn die gibt es auf den Rechnern in der Kirche nicht. Aus dem Gymnasium bekamen wir grünes Licht und freundlichste Unterstützung.
Inzwischen haben Axel Jost, ein pensionierter Lehrer, und Eleonore Jost, ehemalige Hochschullehrerin, das Projekt übernommen. Meine Vorstellung vom Computerunterricht war sehr ambitioniert. Sprachunterricht ist wohl doch wichtiger, und der Unterricht der Josts ist sehr beliebt. Sie haben Unterrichtsmaterial besorgt, das extra für den Sprachunterricht mit Flüchtlingen konzipiert wurde. Die Kosten dafür wurden von der rheinland-pfälzischen „Leitstelle Ehrenamt und Bürgerbeteiligung“ erstattet.

Sprachunterricht im Ratsaal

Während der Schulferien findet der Unterricht auch mal im Ratsaal statt. Foto: Eleonore Jost

Das große Aber

Helfen macht Freude, aber ich habe das Gefühl, dass das was wir tun, längst nicht reicht. Eigentlich müsste man für die ersten Monaten eine Eins-zu-eins-Betreuung organisieren. Oder wenigstens flächendeckend Einführungskurse geben: Haustechnik, Haushaltsführung, Umweltschutz, Gleichberechtigung – auf diesen Gebieten haben viele der Einwanderer eine ganz andere Sozialisation. Das sollte kein Grund sein für Ängste oder Fremdheitsgefühle. Aber ein Argument dafür, die neuen (hoffentlich:) Mitbürger mit unserer Kultur zielstrebig vertraut zu machen. Das lässt sich kaum alles ehrenamtlich bewältigen. Bin gespannt, wann dazu „von oben“ ein paar taugliche Ideen kommen.

Gestaltung

Markise mit „Reißverschluss“

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Schöner ist die Fassade durch die funktionellen Zutaten nicht geworden. Immerhin hat der Maler die ursprünglich weiß beschichteten Lüfterblenden in der Farbe der Außenwand überstrichen.

Von einer klassischen Markise hatte mir der Markisenbauer abgeraten. Sie würde dem Wind zu viel Angeriffsfläche bieten. Die Senktrechtmarkise mit Reißverschluss läuft dagegen seitlich in Führungsschienen. So kann der Wind nicht druntergreifen.

mit-markise

Immerhin gibt die neue Markise Anlass, mal wieder ein aktuelles Foto hochzuladen.

Politik

„Zwei Asylbewerber in Kestert verabschiedet“

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Diese erstaunliche Überschrift fand ich einem unspektakulären Medium, nämlich im Mitteilungsblatt der Verbandsgemeinde Loreley. „Verabschieden“ tut man liebe Gäste oder verdiente langjährige Mitarbeiter.

Zeitungsartikel mit Bild

Aus dem Mitteilungsblatt der Verbandsgemeinde Loreley, Nr.32/2015.

In Kestert, einem Nachbardorf von Sankt Goarshausen, aber geht es um zwei Asylbewerber aus dem Kosovo, die erst im März gekommen waren. In dem Artikel im Gemeindeblatt heißt es „Die Asylanträge der beiden waren abgelehnt worden. Die beiden hatten sich seit März gut eingelebt und integriert. Sie leisteten engagiert gemeinnützige Arbeit, bemühten sich um die deutsche Sprache, nahmen an Sportveranstaltungen teil und waren auch bei weiteren Dorfaktivitäten gern gesehene Gäste.“
Auf dem Foto zum Artikel sieht man den Gemeindearbeiter, die Deutschlehrerin und den Ersten Beigeordneten (in Vertretung des Bürgermeisters), die die beiden abgelehnten Asylbewerber in ihre Mitte genommen haben, vor dem Rathaus. Das ist rührend und außerdem symptomatisch für einen Aspekt, der bei der Asyldebatte oft zu kurz kommt: Zuwanderer sind in vielen kleinen Orten willkommen. Sie füllen die sich lichtenden Reihen der Einheimischen auf, sind dankbar, nicht anspruchsvoll, oft hilfsbereit und nicht wählerisch, wenn es um Arbeit oder Unterkunft geht.
Sie können auch in der Provinz froh sein, brauchen kein Opernhaus und keinen coolen Club, denn dazu fehlt ihnen eh das Geld.

Es hätte so schön sein können

„Beide hatten hier Arbeits- oder Ausbildungsplätze angeboten bekommen“, heißt es über die beiden Asylbewerber, die Kestert wieder verlassen mussten. Es hätte also alles gut werden können. Aber dazu ist das Asylrecht nicht da.
Ich bin sicher, solche Situationen gibt es zur Zeit in Deutschland tausendfach. Nicht alle Betroffenen leisten öffentlich Trauerarbeit, wie die Kesterter. Aber Sympathie und Solidarität gibt es vielerorts. In Sankt Goarshausen haben sich einige für einen syrischen Flüchtling eingesetzt, der nach Ungarn abgeschoben werden sollte. Er war auf dem Weg nach Deutschland in Ungarn von der Polizei festgehalten und misshandelt worden. Doch aufgrund der Dublin-III-Regel sollte er genau dorthin abgeschoben werden.

Manche freuen sich über jeden Flüchtling, der das Land wieder verlassen muss. Aber gerade den neuen Bundesländern wird diese Abschottungsmentalität und Feindseligkeit kein Glück bringen.
Ich bin froh, dass bei man bei uns die Chancen sieht und sich auf die neuen Mitmenschen einlässt. In einem der nächsten Beiträge werde ich über unsere Flüchtlingshilfe in Sankt Goarshausen berichten. In den letzten Monaten hat sich viel getan. Wir haben schon einiges erreicht, aber es es sind noch weitere Hindernisse zu überwinden, bis unsere Neuen wirklich Fuß gefasst haben.

Vier junge Männer in Feuerwehr-Montur vor Einsatzwagen

Auch im Rheingau freut sich die Freiwillige Feuerwehr über Verstärkung. Der Wehrführer der Winkler Feuerwehr hat sogar angeboten, seinen Kollegen in Sankt Goarshausen persönlich über die Erfahrungen mit den Flüchtlingen zu berichten.

Altbausanierung

Fassade – Zwischenstand

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Von den Nachbarn gab es schon Lob und Zustimmung für die neue Fassadenfarbe. Das freut mich, weil ich selbst mit dem neuen Anblick noch nicht warm geworden bin. Die Fassade sei „leer“, meinte Malermeister Maas, als ich ihn nach seiner Meinung fragte. Er hatte vorgeschlagen, die Fensterleibungen rundum mit Faschen abzusetzen, wie bei den Nachbarhäusern. Das habe ich abgelehnt, weil ja noch Fensterläden dazu kommen und mir das alles zusammen dann zu unruhig wird. Während ich den Vorschlag prüfte fiel mir aber auf, dass die meisten Häuser in der Stadt solche abgesetzten Fensterumrandungen haben.
Über die neue Fassadenfarbe hatte ich in den vergangenen zwei Jahren oft nachgedacht. Als es dann konkreter wurde, wurde klar, dass nicht nur die Farbe, sondern auch die Art des Putzes eine Entscheidung verlangte. Von dem alten Putz wollte ich mich ja erstmal gar nicht trennen, weil er mir besonders gut gefiel. Ein durchgefärbter Kratzputz:

verblichen grüner Putz, nah

Im alten Kratzputz konnte man grobe Sandkörner und glänzend weiße Steinchen erkennen. Das machte die Fassade lebendig.

Immerhin habe ich durch eine gewisse Beharrlichkeit erreicht, dass ich wieder einen durchgefärbten Mineralputz bekomme. Allerdings, hieß es, müsse der nachträglich in derselben Farbe überstrichen werden. Durch diesen „Egalisationsanstrich“ würde ein gleichmäßiges Farbbild gewährleistet.
Viele Fassaden sehen aus der Nähe betrachtet aus, als wäre der Putz mit einer Gummihaut überzogen. Der Grund: Kunstharzfarben sind „filmbildend“, das soll die Fassade länger sauber halten. Gefällt mir aber nicht. Also habe ich ausführlich recherchiert, ob es nicht vielleicht auch ohne Egalisationsanstrich gehe. Im technischen Merkblatt der Farbe steht: „Schädlich für Wasserorganismen, kann in Gewässern längerfristig schädliche Wirkung haben.“ Die Farbe enthält Siloxane, die mit der Zeit vom Regen ausgewaschen und in die Kanalisation gespült werden. Also noch ein Nachteil der Egalistation genannten Gummihaut.

Doppelt gemoppelt gegen Moos, das hier nie wächst

Über den von mir gewählten Putz heißt es: „Ein weiterer Vorteil von mineralischem Außenputz ist sein hoher pH-Wert. Er wirkt alkalisch und macht die verputzte Fassade weniger anfällig für den Befall durch Schimmelpilze, Moos und Algen.“ Über die Egalisationsfarbe heißt es im Technischen Merkblatt: „Mit Filmkonservierung für eine verzögernde und vorbeugende Wirkung gegen Algen- und Pilzbefall.“
Nebenbei gesagt ist diese Fassade nach Süden gerichtet und wird nie Moos oder Algen ansetzen. Warum also einen Anstrich mit „Unkrautvernichtungsmittel“ aufbringen.
Ich bin das Risiko eingegangen, auf den Egalisierungsanstrich zu verzichten, und sieh an: Die Fassade ist gleichmäßig und makellos, soweit ich sehe.
Jetzt fehlen noch die Fensterläden, die Blenden auf den Entlüftern, die Senkrechtmarkise und die Absturzsicherung für das Gaubenfenster.
Vielleicht komme ich heute noch dazu, die alte Hausnummer wieder anzubringen.

zwei Fotos Rheinstraße34 - -alt und neu

Rheinstraße 34 heute und gestern. Obwohl nicht eigentlich „schön“, hatte das alte Haus mehr Charakter. Den wird das neue mit der Zeit auch bekommen.