Altbausanierung Gestaltung

Fassaden Farben Fragen

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Häuserreihe Rheinstraße 33 bis 36, Fassaden in unterschiedlichen Farben

Rheinstraße 33-36, links oben Burg Katz, rechts oben der Viereckige Turm

Die armen Architekten, manchmal glaubt man sie wirklich auf verlorenem Posten. Sie kleiden sich selbst in Schwarz und unsere Häuser vorzugsweise in Weiß. Anthrazit oder Grau gehen auch noch durch. Das ungebildete Volk aber fröhnt gern dem Lauten und Grellen. Die Umfrage einer Bausparkasse ergab, „dass 61 Prozent der Deutschen sich mehr Farbe im Wohngebiet wünschen“. Und warum? „Hausbesitzern ist es heute wichtig, ihre Individualität zu zeigen“, wird die Pressesprecherin der Bausparkasse zitiert. Das leuchtet ein. Und damit die Individualität nicht zu teuer wird, ist man mit einem Eimer Farbe bestens bedient. Kommt fast noch billiger als ein paar dorische Säulen am Portal.

Welche Farbe soll (m)ein Haus haben?

Von selbst wäre ich gar nicht auf die Idee gekommen, diese Frage zu stellen. Denn das Haus hat ja eine Farbe. Nicht dass mir das Grün von Anfang an gefallen hätte. Aber in kürzester Zeit habe ich es liebgewonnen und dachte nicht im Traum daran, das Haus neu zu streichen. Der grobe verblichen-grüne Putz mit seiner speziellen Patina erinnert mich an Moos. Der Sanierungsbeauftragte aber deutete an, dass von Seiten des Denkmalschutzes eine hellere Farbe gern gesehen würde. Und heute hat mich auch meine liebe Nachbarin Sylvie – ganz Frau – gefragt, welche Farbe das Haus bekomme. „Oder willst du das Grün so lassen?“ Ich habe mich um eine Antwort gedrückt und erstmal darauf hinausgeredet, dass es da gewisse Richtlinien gebe.

„Farbe kann richtig oder falsch sein“

Dieser Satz wird im „Leitfaden Farbkultur“ der Initiative Baukultur Oberes Mittelrheintal gleich zweimal zitiert. Auf fast 50 Seiten wird hier sorgfältig und mit vielen Fotos dargelegt, welche Farben für Häuser okay sind und welche nicht. Es geht darum, im historischen Ortsbild auch das historische Weltbild zu erhalten: Kirche und Burg dominieren, die kleinen Leute haben sich zurückzuhalten. Allein, diese Ansicht ist den heutigen Demokraten und Individualisten nicht mehr so leicht zu vermitteln. So erzählte mir eine Nachbarin, die in der Rheinstraße gleich zwei Häuser erworben und saniert hat, sie habe auf die öffentlichen Zuschüsse verzichtet. „Ich lasse mir doch nicht vorschreiben, wie ich mein Haus anstreiche!“

Entscheidung vertagt

Verschiedene Gründe sprechen dafür, die Farb-Frage hier nur theoretisch zu erörtern und die grüne Fassade erstmal unangetastet zu lassen: Sie ist historisch, sie trägt Spuren der jüngeren Geschichte. Auf diesem Foto sieht man deutlich, dass oberhalb des grauen Sockels das Grün heller ist. Das ist eine natürliche Hochwassermarke vom Hochwasser 1988.
Und noch ein guter Grund, erstmal abzuwarten: Andere Maßnahmen sind dringender. Die Dachsanierung, die Sanierung der Leitungen und des Kamins, das alles geht vor.
Übrigens: Gestern abend haben Stadtrat und Sanierungsausschuss getagt und die notwendigen Formalitäten entschieden. „Jetzt geht die Sache an die Verwaltung, und dann geht alles seinen Gang“, beruhigte mich heute morgen am Telefon der Bürgermeister persönlich.
Dann wird also hoffentlich die Zeit der akademischen Abhandlungen und des Theoretisierens hier vorbei sein und endlich Baustaub zwischen die Tasten des Notebooks rieseln.

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